Sowohl die Szenarien des Weltklimarats IPCC als auch die Klimaschutzziele der Europäischen Union fordern „negative CO2-Emissionen“ zu realisieren, um die auch zukünftig auftretenden, unvermeidbaren CO2-Emissionen zu kompensieren. Direkt Air Capture Technologien – also chemisch-technische Verfahren zur Gewinnung von CO2 aus der Umgebungsluft – sind allerdings technisch aufwendig und teuer.
Die Aminwäschetechnik an der Pilotanlage in Niederaußem bietet ebenfalls die Möglichkeit, bei Realisierung von höchsten CO2-Abtrenngraden negative Emissionen zu erreichen. Und das technisch sowie wirtschaftlich günstiger als Direct Air Capture. Bei dieser hohen Abscheiderate enthält das Abgas, das wieder an die Atmosphäre abgegeben wird, weniger CO2 als die Luft, die für den Verbrennungsprozess im Kraftwerk genutzt wurde.
Der energetisch optimale CO2-Abtrenngrad von Aminwäschen liegt zwischen 90-95 Prozent. Darüber hinaus wächst der Energiebedarf stark an. Wie sehr, das ist jedoch nicht genau bekannt für diese kaum untersuchte Fahrweise. Weiter fehlen bisher Erfahrungen im Langzeitbetrieb. Zudem gibt es Wissenslücken bei einigen grundlegenden physikalisch-chemischen Daten zum Verhalten des Waschmittels, um mit Computermodellen für Großanlagen Vorhersagen berechnen zu können.
Projekt DRIVE gestartet
Genau diese Wissenslücken soll das im Dezember 2023 gestartet Projekt DRIVE schließen. Unter dem Dach des europäischen Clean Energy Transition Partnership-Forschungsprogramms arbeiten Partner, darunter RWE Power, aus verschiedenen Ländern und Sektoren (z.B. Energie, Petrochemie), Softwareentwickler, Forschungsinstitute sowie Universitäten zusammen. In dem dreijährigen Projekt werden an der Anlage in Niederaußem insgesamt fünf Langzeittests im 24/7-Betrieb mit einer Gesamtdauer von 14 Monaten alle technischen, wirtschaftlichen und umweltrelevanten Aspekte der CO2-Abtrennung mit höchsten Abscheidegraden untersucht und bewertet werden.