RWE mit zwei Projekten erfolgreich in italienischer Agri-PV Auktion (englische Version)
04.12.2024
Im Strukturwandel des Rheinischen Reviers wachsen die Interessenskonflikte um die Landnutzung und der Zeitdruck. Die Artenvielfalt in der Landschaft ist ein wichtiger, aber nur ein Faktor bei den anstehenden Planungen. Dagegen können Flora und Fauna in der Rekultivierung der ehemaligen Tagebauflächen leichter zu ihrem Recht kommen. „Die Chancen überwiegen die Hemmnisse“, bilanzierte Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung, die Vorträge einer Fachtagung seiner Einrichtung auf Schloss Paffendorf. 150 Experten aus Wissenschaft, Fachbehörden, Verbänden und ehrenamtlichem Naturschutz nahmen auf Schloss Paffendorf oder via Videokonferenz teil.
Das Rheinische Braunkohlenrevier könne zu einer Modellregion für einen erfolgreichen Strukturwandel werden, der auch die Artenvielfalt berücksichtige. Optimismus verbreitete Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises und nach eigenen Angaben als Alt-Hürther ein „Kind der Rekultivierung“, in seinem Grußwort.
„Das Ziel ,Erhöhung der Artenvielfalt’ steht für uns bei Planung, Gestaltung und Pflege der Bergbaufolgelandschaft und anderer Artenschutzflächen im Fokus“, erklärte der Gastgeber der Tagung, RWE Power-Bergbauvorstand Dr. Lars Kulik. Die Rekultivierung solle immer besser werden. „Dies gilt auch in der jetzigen Situation, in der wir infolge der politischen Beschlüsse im Kohleverstromungs-Beendigungsgesetz auf eine deutlich frühere Beendigung der Kohle-gewinnung und -nutzung zufahren“, unterstrich Kulik.
RWE Power hat 2018 eine Biodiversitätsstrategie eingeführt. Sie kommt der gesetzlich gebotenen Wiedernutzbarmachung der Tagebaue zu Gute und bietet Chancen zur darüber hinausgehenden, freiwilligen Verbesserung von Biodiversität. Zur Umsetzung und Erfolgs-kontrolle der Strategie leistet die Forschungsstelle Rekultivierung große Beiträge. Unterstützt wird sie dabei von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, wie Prof. Michael Rademacher und seinen Studierenden von der Technischen Hochschule Bingen.
Biodiversität sei ein Schlüssel für erfolgreiche Unternehmen, betonte Rademacher in seinem Vortrag auf der Fachtagung. Wer sie ernst nehme, tue sich leichter bei Genehmigungs-verfahren, vermeide Umweltschäden und komme in einen fruchtbaren Dialog mit Nachbarn und Interessenvertretern.
Gregor Eßer von der Forschungsstelle präsentierte die Biodiversitätsstrategie von RWE Power. Das Unternehmen hat sogenannte Zieltierarten für die drei Lebensräume „Offenland“, „Wald“ und „Gewässer“ in der Rekultivierung festgelegt. „Was für die Spechte förderlich ist, kommt letztlich der ganzen Lebensgemeinschaft ‚Wald‘ zu Gute“, berichtete Eßer.
Auf den neuen Äckern und Feldern ist dagegen der Feldhase die Ziel-Spezies. Wie gut und gesund der Bestand dieser bedrohten heimischen Tierart ist, berichtete der Wildbiologe Dr. Michael Petrak von der Landesanstalt für Natur- und Verbraucherschutz. Er hat zum Beispiel die Hasen-Population auf der sogenannten Autobahninsel erforscht. Das ist die Feldflur zwischen der A 44n und der Restmulde des Tagebaus Garzweiler. Petrak: „Der Feldhase ist ein guter Indikator für die Qualität der landwirtschaftlichen Rekultivierung. Je kleiner die Felder, desto günstiger ist das für den Hasen.“
Die Biodiversität zu erhalten und zu steigern, sei ein Baustein in der Perspektivplanung für das Städtedreieck Köln/Aachen/Düsseldorf, stellte Dr. Stephan Piotrowski von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier heraus. Die Akteure des Strukturwandels müssten sich weiter vernetzen, um die Region mit Blick auf nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcenschutz zu entwickeln.
„An vielen Stellen sind Wissenschaft, Fachbehörden, Naturschutzverbände, ja auch Einzelkämpfer, aber immer Leute vom Fach, beteiligt, um die Rekultivierung zu unterstützen”, dankte Michael Eyll-Vetter, Leiter der Tagebauentwicklung von RWE Power, den Teilnehmenden der Tagung für ihr Interesse und Engagement. Der fachliche Austausch sei extrem wichtig, um das „Megathema” Strukturwandel und Artenschutz voranzubringen. Falls die Politik ein Ende der Kohlenutzung vor dem bisherigen Ausstiegsjahr 2038 beschließen sollte, werde diese Aufgabe noch herausfordernder.