Mein Coming Out als Transfrau am Arbeitsplatz

Manuela Neuroth

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Mit 5 fiel mir das erste Mal auf, dass mit mir „etwas nicht stimmte“: Zugleich mit Freude, Verwirrung und Scham erfüllte es mich nämlich, für ein Mädchen gehalten worden zu sein!

Ich konnte darüber mit niemandem sprechen und verbarg diese Erlebnisse – genauso wie z.B. die schöne Empfindung, das Brautkleid meiner Mutter anzuziehen. Neben zunehmenden weiblichen Vorlieben entwickelte sich eine starke Abneigung gegen typisch männliche Verhaltensweisen: Ich weigerte mich standhaft, Anzug und Krawatte zu tragen oder mich vor anderen Jungen in der Umkleide auszuziehen.

Da ich andererseits aber akzeptiert werden wollte, legte ich mir durchaus männliche Hobbies zu und tat alles, um mein sich entwickelndes weibliches Inneres vor anderen Menschen zu verbergen. Mädchen faszinierten mich immer sehr, ich verliebte mich auch häufig in sie und fand mit 19 Jahren meine große Liebe, mit der ich inzwischen über 30 Jahre verheiratet bin und 3 wundervolle Kinder habe. Ein erster Versuch, meiner damals 14 jährigen Freundin von meinen Sehnsüchten zu erzählen, wurde von ihr nicht verstanden und etwas brüsk abgetan.

In mir baute sich somit eine weibliche Parallelwelt auf, die ich mir nicht erklären konnte, bis ich im Fernsehen eine Dokumentation über eine Trans*frau sah, die mich zugleich mit Widerstand, Faszination und Sehnsucht erfüllte. Das war ich, was ich da sah. Gleichzeitig wollte ich dies aber auf keinen Fall, da ich mich vor den Konsequenzen fürchtete. Ich legte mir ein Informationsverbot auf, das ich 24 Jahre durchhielt, bis ich nach Internetrecherchen die vermutete Eigendiagnose „transident“ bestätigt sah.

Zwei Jahre später erfolgte mein Outing in über 180 Gesprächen, und zu meiner Freude erhielt ich über 95% positive Rückmeldungen (besonders im beruflichen Umfeld) – dabei hatte ich mit Ausgrenzung und Spott gerechnet. Danach ging alles ganz schnell, 2019 erfolgte die gerichtliche Änderung von Personenstand und Vorname und seitdem lebe ich glücklich und befreit als Frau.

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