Solaranlagen verdrängen Ackerflächen?

Wir prüfen einen verbreiteten Mythos über Solarenergie

Solarstrom auf immer mehr Feldern – zu Lasten der Agrarproduktion?

Solaranlagen breiten sich auf wertvollen Agrarflächen aus und gefährden unsere Ernährungssicherheit – gerade in sozialen Netzwerken findet man immer wieder diese und vergleichbare Behauptungen. Kritiker argumentieren: Klimaschutz und effiziente Nahrungsproduktion stehen im Widerspruch. Wir gehen dieser Fragestellung auf den Grund.

Tatsächlich stellt der Klimawandel auch für den Ackerbau die größte Herausforderung dar: Extremwetter und steigende Temperaturen erschweren die Landwirtschaft weltweit – und zwar weitaus mehr als jede auf Ackerflächen installierte Solaranlage. Aber: Ohne Erneuerbare Energien ist der Kampf gegen die Klimakrise nicht zu gewinnen.

Es geht also nicht um eine Entscheidung zwischen Solarstrom oder Ackerbau, sondern darum, wie sie am besten miteinander harmonieren. Zumal Vergleiche und Fakten-Checks zeigen: Viele Behauptungen über Solaranlagen sind irreführend – und verstellen den Blick auf andere Entwicklungen, die eine Nutzung von Ackerflächen gefährden.

Zerstören Solaranlagen wirklich wertvolle Ackerflächen?

In Diskussionen über Erneuerbare Energien wird oft behauptet, auf Ackerflächen aufgestellte Solaranlagen würden deren landwirtschaftliche Nutzung unmöglich machen. Wertvolle Anbaufläche, die für die Sicherung unserer Ernährung gebraucht wird, stehe damit nicht mehr zur Verfügung. Diese Behauptung spielt in der Debatte rund um Erneuerbare Energien seit Jahren immer wieder eine zentrale Rolle. Aber entspricht das den Tatsachen?

Fakt ist: Ende 2024 waren in Deutschland auf etwa 45.200 Hektar Photovoltaik-Freiflächenanlagen installiert. Davon entfiel etwas weniger als ein Drittel (26 %) auf sogenannte Konversionsflächen (z. B. alte Militärflächen oder Deponien), ein weiteres Drittel (34 %) auf Ackerflächen sowie rund 16 % auf Seitenrandstreifen und Grünland.

Schaut man aber auf das große, ganze Bild, wird klar: Der Anteil von PV-Anlagen an der bundesweiten Ackerfläche (11,7 Mio. Hektar) entspricht gerade einmal 0,1 % (15.200 Hektar).

Eine Luftaufnahme von Solarzellen, die in Reihen angeordnet sind, mit einem nahegelegenen Traktor, der auf einem landwirtschaftlichen Feld arbeitet.

Bezogen auf die Ackerfläche sind Solaranlagen damit die absolute Ausnahme – und häufig genau auf jenen Flächen installiert, die wegen schlechter Bodenqualität oder schwieriger Bewirtschaftung für die Landwirtschaft ohnehin wenig geeignet sind.

Im Vergleich dazu beanspruchen zum Beispiel stillgelegte Flächen, Golfplätze oder Reitwiesen enorme Flächen: Allein Golfplätze nehmen in Deutschland rund 48.000 Hektar in Anspruch. Die Pferdewiesen der Mitglieder der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD) nennen sogar rund 225.000 Hektar – aktuell also ein Vielfaches mehr als Solaranlagen. Bei beiden Nutzungsarten stehen die Flächen nicht für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung.

Wie sieht die Zukunft aus?

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 gibt bis zum Jahr 2030 ein Ausbauziel von 215 Gigawatt (GW) für die Photovoltaik vor. Im Vergleich zum Ausbaustand Ende 2022 soll sich die installierte Leistung ungefähr verdreifachen. Selbst bei diesen ambitionierten Ausbauzielen der Bundesregierung wären maximal 95.000 Hektar in Deutschland mit Photovoltaikanlagen belegt – das entspräche gerade einmal 0,6 % der Ackerfläche im Land.

Agri-PV – eine kluge Kombination aus Solarenergie und Landwirtschaft?

Generell gilt: Flächen, die sich kaum noch für die landwirtschaftliche Nutzung eignen, wie etwa viele Grünflächen entlang der Autobahnen, sollten bevorzugt zur Installation von Freiflächen-Photovoltaikanlagen genutzt werden.

In manchen Fällen aber passen Agrarwirtschaft und Solarenergie sogar zusammen – und vorhandene Böden können doppelt genutzt werden. Bei Agri-PV-Projekten können Landwirte oder Winzer weiterhin auf ihren Feldern anbauen, obwohl darauf Solaranlagen installiert sind – weil die Module hoch aufgeständert sind, so dass unter ihnen gesät und geerntet werden kann. Alternativ können die Modulreihen weiter auseinander stehen, damit genug Platz für Pflanzen und Erntemaschinen bleibt.

Beiden Ansätzen ist aber gemein: Der Nutzpflanzenanbau bleibt die Hauptsache, der Solarstrom wird zusätzlich erzeugt.

Eine Nahaufnahme von Himbeerpflanzen, die unter Solarpanelen wachsen, mit reifen roten Beeren und üppigen grünen Blättern.

Auch für die Tierhaltung bieten sich interessante Alternativen: Beispiele hierfür gibt es im Vereinigten Königreich oder Frankreich, wo Schafe oder Kühe gerne unter schattenspendenden Solaranlagen grasen.

Agri-PV kann darüber hinaus zu einer Senkung des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft beitragen, stabile zusätzliche Einkommensquellen für Landwirtschaftsbetriebe generieren und damit die Resilienz gegenüber Ernteausfällen erhöhen. Zudem schützen die Solarmodule zusätzlich noch die Pflanzen vor extremen Wetterbedingungen, wie starker Sonneneinstrahlung, Starkregen und Hagel.

One of a kind: Solarenergie und die Produktion von Nahrungsmitteln

Klares Fazit: Auch die Produktion von Nahrungsmitteln leidet unter Klimafolgen wie Dürre oder Starkregen. Erneuerbare Energien sind also auch aus Sicht der Landwirtschaft sinnvoll. Und Projekte wie Agri-PV zeigen: Kluge Planung, Doppelnutzung und klare Flächenprioritäten machen Photovoltaik zum Partner, nicht zum Gegner der Landwirtschaft.

Fazit: Solarenergie und Nutzung von Ackerflächen – kein Konflikt!

  • Solarenergie bedroht nicht die Ernährungssicherheit.
    PV-Anlagen haben einen verschwindend geringen Anteil an Agrar-Nutzflächen. Golfplätze oder Reitkoppeln verbrauchen deutlich mehr Fläche.

  • Der größte Feind von Natur und Ackerbau ist der Klimawandel.
    Solarenergie hilft dabei, ihn zu stoppen und Lebensräume langfristig zu erhalten.

  • Neue Ansätze kombinieren Solarenergie und Landwirtschaft.
    In manchen Fällen sichert Agri-PV den Erhalt landwirtschaftlich genutzter Flächen und steigert den Ertrag.

  • Der Ausbau der Erneuerbaren Energien gefährdet keinerlei Ackerflächen.
    Selbst bei einer Umsetzung der ambitionierten Ausbaupläne für Erneuerbare Energien bleibt die Nutzung von Agrarflächen für Solarenergie unter einem Prozent der verfügbaren Fläche.

Wir bei RWE arbeiten kontinuierlich daran, Solarenergie und Agrarwirtschaft noch besser zu kombinieren –
zum Beispiel so:

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