Erneuerbare Energie auf Kosten der Tierwelt?

Wir prüfen die populären Mythen über Windkraft, Vögel und Meeressäugetiere

Windkraft und Tierschutz – ein Widerspruch?

Windräder, die Vögel bedrohen. Offshore-Anlagen, die Schweinswale vertreiben. Solche Bilder prägen oft die Diskussion um Erneuerbare Energien. Kritiker argumentieren: Wer das Klima schützen will, muss die Natur opfern. Doch stimmt das wirklich?

Tatsächlich stehen Klima- und Naturschutz vor derselben großen Herausforderung: dem Klimawandel. Extremwetter, steigende Temperaturen und veränderte Lebensräume bedrohen Arten weltweit – und zwar weitaus stärker als jede Windkraftanlage. Gleichzeitig brauchen wir saubere Energie, um genau diese Klimakrise zu stoppen.

Die Frage ist also nicht, ob Windkraft und Naturschutz vereinbar sind, sondern wie sie am besten zusammengebracht werden können. Zumal ein Blick auf die Fakten zeigt: Die oft zitierten Bedrohungen sind oft weniger dramatisch als sie dargestellt werden. Oder sogar irreführend.

Töten Windkraftanlagen wirklich massenhaft Vögel?

Wenn über den Ausbau der Windenergie gesprochen wird, taucht häufig das Argument auf, Windkraftanlagen würden in großem Ausmaß Vögel töten. Dieses Bild prägt seit Jahren die Debatte rund um Erneuerbare Energien.

Doch wie groß ist das Problem tatsächlich?

Fakt ist: In Deutschland sterben pro Jahr etwa 100.000 bis 250.000 Vögel durch Windkraftanlagen, vor allem größere Arten wie Greif- oder Zugvögel. Was auf den ersten Blick nach viel klingt, entspricht aber ungefähr 0,05 % der gesamten Vogelpopulation.

Um die Zahl einzuordnen, lohnt sich der Vergleich mit anderen Todesursachen: Frei laufende Hauskatzen töten in Deutschland jährlich etwa 100 bis 200 Millionen Vögel. Das ist das 400- bis 2.000-fache der Zahl, die auf Windkraftanlagen zurückgeht.

Eine Infografik, die die Ursachen für Vogelsterben in den USA zeigt, mit Schwerpunkt auf freilaufenden Katzen und Windkraft.

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In den USA ist es – laut aktuellen Studien – noch deutlicher: Dort sterben pro Jahr etwa 150.000 Vögel durch Windkraftanlagen – durch freilaufende Hauskatzen etwa eine Milliarde. Auch der US-Straßenverkehr (60-80 Millionen) sowie die Glasfassaden von Gebäuden (100 Millionen) fordern deutlich mehr Vogelleben als Windräder.

Zwar können Windenergieanlagen zum Vogelsterben beitragen, doch stellen sie im Vergleich keine ausschlaggebende Bedrohung dar.

Greifvögel hingegen sind durch Windkraftanlagen stärker gefährdet als andere, häufiger vorkommende Vogelarten. Ihr Flug- und Futtersuchverhalten erhöht das Risiko, obwohl sie den Rotorblättern in den meisten Fällen ausweichen. Der Schutz dieser besonders gefährdeten Vogelarten ist ein wichtiger Schwerpunkt für die Windenergiebranche. Bei der Auswahl von Standorten für Windparks führt RWE sorgfältige Artenschutzprüfungen durch, wobei besonders geschützte Vogelarten berücksichtigt werden. So wird sichergestellt, dass die Windenergie im Einklang mit dem Artenschutz ausgebaut wird.

Gefährdet Offshore-Windkraft wirklich die Schweinswale der Nordsee?

Kaum wird über neue Offshore-Windparks diskutiert, taucht schnell das Bild vom bedrohten Schweinswal auf. Regelmäßig wird behauptet, dass der Ausbau der Windenergie auf See eine Katastrophe für die kleinen Wale sei – und in der Nordsee und Ostsee bald kaum noch einer zu finden.

Aber was ist wirklich dran an dieser Geschichte?

Zunächst einmal: Schweinswale sind sensible Tiere, die auf Veränderungen in ihrem Lebensraum reagieren. Doch aktuelle Studien zeigen, dass der Bau und Betrieb von Offshore-Windparks nicht zwangsläufig zum Rückgang der Schweinswal-Population führen.

Während der Bauphase – vor allem beim Rammen der Fundamente – entsteht Lärm, der die Tiere stören kann. Hier hat sich aber in den letzten Jahren viel getan: Es werden inzwischen spezielle Lärmschutzmaßnahmen wie akustische Abschreckungsmittel oder die schrittweise Erhöhung der Rammkraft eingesetzt, die dafür sorgen, dass Schweinswale rechtzeitig aus dem Baugebiet verschwinden und dabei keinen Schaden nehmen, während sogenannte Blasenschleier den Lärmpegel in der Wassersäule senken.

Und wie sieht es aus, wenn der Windpark einmal steht? Beobachtungen zeigen, dass Offshore-Windparks sogar Rückzugsorte für Schweinswale bieten können. Denn in den Zonen zwischen den Anlagen sind weniger Schiffe und Fischereibetriebe unterwegs. Für manche Arten kann das sogar ein Vorteil sein – ähnlich wie bei einem Meeresschutzgebiet. Aus diesem Grund siedeln sich auch Muscheln oder Fische in den Windparks an, die wiederum eine bessere Nahrungsquelle für die Schweinswale darstellen als die umliegenden Gebiete.

Das bedeutet jedoch nicht, dass man beim Ausbau der Offshore-Windenergie sorglos vorgehen sollte: Artenschutz bleibt wichtig – und jeder Windpark wird heute bereits im Vorfeld genau geprüft. Aber das Bild vom Windpark als „Schweinswal-Killer“ hält einer genauen Betrachtung nicht stand.

Fazit: Windkraft und Tierschutz – kein Widerspruch!

  • Windkraft ist nicht der Hauptfeind der Vögel.
    Andere menschliche Faktoren wie Hauskatzen, Verkehr und Gebäude sind um ein Vielfaches gefährlicher.

  • Offshore-Windparks können Meereslebewesen sogar schützen.
    Durch moderne Lärmschutztechnik und ruhige Zonen zwischen den Anlagen.

  • Der größte Feind der Natur ist der Klimawandel.
    Windkraft hilft dabei, ihn zu stoppen und Lebensräume langfristig zu erhalten.

  • Moderne Technik macht Windkraft naturverträglicher –
    von lärmreduzierten Bauverfahren bis hin zu vogelfreundlichen Rotorblättern.

  • Klima- und Naturschutz ergänzen sich –
    saubere Energie schützt die Umwelt, die wir bewahren wollen.

Wir bei RWE nehmen den Schutz von Natur und Umwelt ernst und arbeiten kontinuierlich daran, Windenergie noch naturverträglicher zu gestalten -
zum Beispiel so:

Ein kleiner Vogel sitzt auf einer Pflanze mit gelben Blumen. Sein Gefieder hat ein braunes Muster.
TIC02-bird-monitoring

Vogelbeobachtung

Die Forschungsstelle Rekultivierung, eine Abteilung der RWE Power AG, führt im Rheinischen Revier Studien durch, um Vogelarten zu erforschen, sie zu schützen und Lebensräume zu gestalten.

Zu den Studien
Ein gelbes Unterwasserfahrzeug schwebt in tiefem Wasser, mit einem langen Kabel, das zur Oberfläche führt.
TIC02-seame

SeaMe-Projekt

Mit modernster Unterwassertechnik überwacht RWE die Auswirkungen von Offshore-Windparks auf das Meeresökosystem und entwickelt Schutzmaßnahmen für Meeressäugetiere.

Mehr über SeaMe

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