3 Fragen an Nils, Head of Weather Analysis, RWEST

Von Windmustern und Druckfeldern: Die Bedeutung der Meteorologie im Energiehandel

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Wenn wir an Energiehandel denken, sind Börsen, Strategien, Daten und Risiken meist die ersten Dinge, die uns in den Sinn kommen. Doch in dieser dynamischen Branche gibt es noch eine weitere Schlüsselkomponente - die Meteorologie, die unsere Energiepreise und -verfügbarkeit maßgeblich beeinflusst. Aus diesem Grund gibt es bei der RWE Supply & Trading (RWEST) ein eigenes Team, bestehend aus neun Meteorologen, das die Händler mit aktuellen Wetterprognosen und -analysen versorgt.

Im Interview gibt Nils, Head of Weather Analysis, spannende Einblicke in die Arbeit seines Teams und zeigt zudem, dass die Arbeit der RWEST Meteorologen weit über die reine Wettervorhersage hinausgeht.


Warum ist das Wetter ein so wichtiger Faktor im Energiehandel? Welche Auswirkungen kann es auf unsere Geschäftsprozesse haben?

Nils: Das Wetter spielt eine wesentliche Rolle für Energieangebot und -nachfrage. Traditionell war das Wetter, insbesondere die Temperatur für die Energienachfrage ausschlaggebend. Doch mittlerweile sind mit der grünen Revolution die erneuerbaren Energien aus Wind-, Sonnen- und Wasserkraft zu immer wichtigeren Faktoren für das Energieangebot geworden. Im Winter entsteht beispielsweise ein erhöhter Heizbedarf als normal bei gleichzeitig geringerer Wind- und Sonnenenergieproduktion, während heißes Wetter im Sommer oft mit einem erhöhten Kühlbedarf einhergeht.

Außerdem beobachten wir zunehmend extreme Wetterereignisse auf der ganzen Welt, wie z. B. tropische Wetteraktivitäten, Überschwemmungen und Dürren. Diese führen in erster Linie zu Versorgungsproblemen, z. B. aufgrund von Evakuierungen von Öl-/Gasplattformen, Schäden an der Infrastruktur oder potenziell höheren Frachtkosten aufgrund niedriger Flusspegel.

Unsere Vorhersagen und Analysen verschiedener Wetterparameter fließen direkt in die Entscheidungen vieler Teams im gesamten Unternehmen ein, einschließlich der Bereiche Strom, Gas, Kohle, Fracht, Öl und LNG-Handel. Unsere Analysen erstrecken sich über diverse Regionen weltweit, darunter Europa, Asien und die USA und umfassen eine breite Palette von Analysezeitskalen, angefangen bei Intraday und Day-ahead bis hin zu monatlichen und saisonalen Prognosen. Der Klimawandel ist ein weiteres Thema, das uns aktuell besonders beschäftigt. In einem unserer aktuellen Projekte möchten wir verstehen, wie ein sich veränderndes Klima die Nutzungsfaktoren für die Wind- und Solarstromerzeugung beeinflusst.


Kannst du uns einen kleinen Einblick in eure Arbeitsprozesse geben? Wie sammelt, analysiert und interpretiert ihr Wetterdaten, um die Bedürfnisse des Energiehandels bestmöglich zu unterstützen?

Nils: Der Arbeitstag der operativen Meteorologen startet sehr früh morgens. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die Wettervorhersagen und prüfen die neuesten Wettermodelle, um Änderungen zum Vortag zu identifizieren und zu schauen, ob Anpassungen in unseren Vorhersagen nötig sind. Wir haben Zugang zu den wichtigsten numerischen Wettermodellen. Druckfelder, Temperaturverteilung und Windmuster sind die wichtigsten Parameter, um die Wetterentwicklung zu analysieren. Für die verschiedenen Handelsteams ist es sehr wichtig, die Sachverhalte zu verstehen und auch darüber Bescheid zu wissen, an welchen Stellen sich Dingen gegebenenfalls anders entwickeln könnten. Daher geht es für uns auch vor allem darum, Risiken und Alternativen darzustellen.

Neben der operativen Vorhersage verbringen unsere Meteorologen viel Zeit mit der Analyse von Wetterdaten. Wir erstellen verschiedene Karten, Tabellen und Statistiken, um die schiere Menge an Daten zu verdichten. Dabei kann es sich sowohl um brasilianische Wasserdaten, Pegelstände der Donau als auch die Bodenfeuchtigkeitsanomalien in den USA handeln, um nur einige Beispiele zu nennen.

Es geht jedoch nicht nur um Zeitreihen, die den aktuellen oder zukünftigen Zustand des Wetters beschreiben. Es geht auch um die Analyse historischer Messungen und Realisierungen, die dazu beitragen, ein umfassendes Verständnis globaler Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu entwickeln, die sich ebenfalls auf die Handelsaktivitäten auswirken können.


Wie arbeitet ihr mit anderen Teams innerhalb RWEST zusammen, um sicherzustellen, dass Wetterinformationen effektiv genutzt werden?

Nils: Wir arbeiten sehr eng mit allen kommerziellen Bereichen innerhalb der RWEST zusammen. Es gibt tägliche Wetterbriefings für die Trading Desks, in denen wir alle relevanten Informationen bereitstellen, die für die zukünftige Preisentwicklung wichtig sein könnten.

Darüber hinaus haben wir verschiedene Kanäle auf MS Teams eingerichtet, um Ad hoc-Updates zu kommunizieren und die neuesten Modellergebnisse zu kommentieren.

Ein paar Mal im Jahr bieten wir auch Weather Analysis Einführungskurse für interessierte RWEST Kolleg:innen an, die etwas mehr über unseren Tätigkeitsbereich und Angebote erfahren wollen. Vor kurzem haben wir auch eine eigene Seite zum Wissensaustausch eingerichtet, die einen guten Einblick in unsere Arbeit und unsere aktuellen Projekte bietet. Es gibt also viele Möglichkeiten, mit uns in Kontakt zu treten.

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