Land NRW und RWE Power präsentierten Verkehrsexperten und kommunalen Vertretern der Region in der Hauptwerkstatt eine Studie zur Nachnutzung der Werksbahn

Neue Perspektiven für das Werksbahnnetz im Rheinischen Revier

Ein gelber Zug auf Gleisen neben Industriegebäuden und Windkraftanlagen, mit Rauch, der aus Kühltürmen aufsteigt.

Im Rahmen einer Fachveranstaltung in der RWE-Hauptwerkstatt in Frechen-Grefrath wurden Anfang Juni mögliche Nachnutzungen des rund 300 Kilometer umfassenden Werksbahnnetzes vorgestellt. Eingeladen hatte das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit RWE Power und der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft Perspektive.Struktur.Wandel (PSW). Mehr als 100 Fachvertreterinnen und -vertreter aus Kommunen, Kreisen, Verkehrsverbünden und Unternehmen informierten sich über die vorgestellten Entwicklungsansätze.

Perspektive nach der Kohle

Das bestehende Werksbahnnetz wird aktuell vorrangig für den Transport im Zusammenhang mit dem Braunkohleabbau genutzt. Mit dem schrittweisen Rückgang der Kohleverstromung bis 2030 und der anschließenden Rekultivierung bis voraussichtlich 2035 wird die Infrastruktur perspektivisch frei. Ziel der Veranstaltung war es, frühzeitig mögliche Folge- und Weiternutzungen zu diskutieren und Impulse für eine strukturwirksame Entwicklung der Region zu setzen. Das Bahnnetz ist schwerlastfähig, an das öffentliche Schienennetz angebunden und in weiten Teilen gut erhalten. Aus Sicht des nordrhein-westfälischen Verkehrsministeriums handelt es sich dabei um eine Infrastruktur mit hohem Entwicklungspotenzial. Auch die Betreiberseite verwies auf die vorhandenen technischen Einrichtungen und die betriebliche Expertise, die über viele Jahrzehnte aufgebaut wurde.

Schienengüterverkehr als Zukunftschance

Im Mittelpunkt der vorgestellten Studie standen mehrere Nachnutzungsszenarien. So wurde insbesondere das Potenzial im Bereich des Schienengüterverkehrs betont. Durch eine mögliche Anbindung an die Nordseehäfen, wie Rotterdam und Antwerpen, könnte das Rheinische Revier besser in europäische Transportketten eingebunden werden. Dies würde auch eine Entlastung des bestehenden öffentlichen Schienennetzes mit sich bringen. Darüber hinaus wurden Optionen für den regionalen Personenverkehr aufgezeigt. Denkbar seien neue Verbindungen oder die Erweiterung bestehender Linienführungen innerhalb des Reviers.

Strukturwandel als Chance für neue Arbeitsplätze

Auch wirtschaftsstrukturelle Aspekte wurden thematisiert. Eine intensivere Nutzung der Schieneninfrastruktur würde den Bedarf an Wartungs- und Serviceleistungen erhöhen und damit zusätzliche Beschäftigungsimpulse im bahnaffinen Dienstleistungssektor auslösen. Perspektivisch könnten entlang des Bahnnetzes neue Gewerbestandorte entstehen, insbesondere auf Flächen, die nach dem Rückbau bergbaulicher Infrastruktur zur Verfügung stehen werden. Die Entwicklung dieser Flächen wird von der PSW GmbH begleitet, einer gemeinsamen Gesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und RWE Power. Ein sogenanntes „Bahncluster“ mit Unternehmen aus den Bereichen Fahrzeugtechnik, Instandhaltung und Mobilitätsdienstleistungen könnte langfristig zur Wertschöpfung in der Region beitragen. Als Beispiel für eine mögliche künftige Nutzung wurde die bestehende Werkstatt in Frechen-Grefrath vorgestellt, die bereits heute Instandhaltungsleistungen für externe Auftraggeber erbringt. Die Teilnehmenden hatten im Rahmen eines Rundgangs Gelegenheit, sich über die dort vorhandenen Kapazitäten zu informieren.

Nächste Schritte

Die Veranstaltung wird als Auftakt eines längerfristigen Abstimmungsprozesses verstanden. Weitere Termine zur Konkretisierung eines regional abgestimmten Zielbildes sind für das kommende Jahr vorgesehen. Parallel dazu sollen technische und betriebliche Anforderungen mit potenziellen Partnern geprüft sowie Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen entlang der Strecke weiterentwickelt werden. Langfristiges Ziel ist es, das bisher für den Braunkohletransport genutzte Werksbahnnetz zu einem tragfähigen Element der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Transformation im Rheinischen Revier weiterzuentwickeln.