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Behörden sperrten windanfällige Strecke, während „Kerstin“ übers Land stürmte
Dieses Bild bot sich den Fotografen zuletzt vor fast auf den Tag genau zwei Jahren: Die neue Autobahn war fix und fertig, komplett markiert und beschildert – aber ohne jeden Verkehr. Sie musste noch für den Verkehr freigegeben werden. Eine solche Freigabe wurde am Mittwochabend (26. August) ein zweites Mal erteilt, nachdem die A 44n tagsüber stundenlang erst in Richtung Süden, dann bis 22.20 Uhr voll gesperrt war.
Am Morgen gegen 8 Uhr war ein Lkw-Anhänger in Fahrtrichtung Aachen rund einen Kilometer hinter dem Autobahnkreuz Holz auf eine Leitplanke gekippt – „vermutlich wegen des Sturms“, erklärte die Polizei Düsseldorf der „Rheinischen Post“. Verletzt wurde niemand. Die Zugmaschine blockierte die Fahrbahn in Richtung Titz-Jackerath. Mit Hinweis auf die Sturmböen, die Staubentwicklung aus Tagebau und Feldflur und die zeitweise ungünstigen Sichtbedingungen sperrte die Polizei die Autobahn zwischen Holz und Jackerath später ganz. Damit löste sie unweigerlich zeitweise längere Staus und zähfließenden Verkehr aus, der leider auch die Umleitungsstrecken belastete. Erst gegen 22 Uhr war die Autobahn wieder frei, Stunden, nachdem der Sturm abgezogen und die Sicht wieder aufgeklart war.
Ursache der Staubentwicklung war Sturmtief „Kerstin“. Gegen ihre Naturgewalt waren sämtliche Maßnahmen zur Staubbekämpfung, wie sie im Tagebau Garzweiler ergriffen werden, machtlos. Dazu kommt, dass die Autobahn 44 n in dem maßgeblichen Abschnitt besonders exponiert liegt: Der in unserer Region vorherrschende Wind aus westlichen Richtungen erreicht Autobahn und Verkehrsteilnehmer seitlich und kann bei Orkan oder Sturmböen gefährlich werden. Darauf deuten Warnschilder und mehrere Windsäcke hin.
All dies vermittelt Auto- und Lastwagenfahrern, dass sie ihr Tempo der Witterung anpassen, also gegebenenfalls vom Gas gehen sollten. Am Donnerstag (27. August 2020) Heute ordnete die Bezirksregierung Düsseldorf zusätzlich Tempo 60 für Lastwagen und Pkw mit Anhänger für den Fall an, dass starker Wind herrscht. Entsprechende Schilder dürfte die Autobahnmeisterei mittlerweile an der Autobahn aufgestellt haben.
Windschutzwände oder Erdwälle längst der Autobahn sind nicht denkbar, schon allein aus Kostengründen, teilte die Landesbehörde Straßen.NRW unlängst einer Anfragerin mit. Neben der Autobahn ist zwar Platz satt, doch der gehört den Landwirten, die dort ackern und denen man mit einem Erdwall eine große Fläche wegnehmen würde.
Der Tagebau Garzweiler entfernt sich jedes Jahr im Mittel rund 100 Meter von der Autobahn, Tendenz steigend. Der wachsende Abstand dürfte die Windanfälligkeit der Autobahntrasse künftig mindern. Zwischen ihr und der Tagebaukante liegen zurzeit rund 1.000 Meter.