Im RWE Innovationszentrum Niederaußem wurde Anfang des Jahres eine Pilotanlage zur Torrefizierung („Röstung“) von Pellets aus Haushaltsabfällen in Betrieb genommen. Der erste Versuchsbetrieb hat inzwischen die grundsätzliche Eignung der Anlagentechnik für den Einsatz beim FUREC-Projekt von RWE in den Niederlanden bestätigt.
Dort sollen in Zukunft Haushaltsabfälle in einem Flugstromvergaser und einer anschließenden Gasaufbereitung zu Wasserstoff umgewandelt werden. Um die Müllfraktionen im Vergaser als Rohstoff einsetzen zu können, müssen diese allerdings staubförmig auf eine Korngröße von deutlich unter einem Millimeter zerkleinert werden.
Getrocknet und pelletiert
Mit einer einfachen Mühle oder einem Schredder ist dies nicht möglich. Aus dem Müll werden daher zunächst Wertstoffe wie Metalle gewonnen, Steine und Scherben entfernt. Der restliche Anteil, der vor allem aus Kunstoffen, Papier und Biomasse besteht, wird geschreddert, getrocknet und pelletiert. Anschließend können diese in etwa daumengroßen Pellets im Torrefizierer, dem Multiple-Hearth-Furnace (MHF,zu Deutsch etwa: Etagenofen), bei Temperaturen von ca. 300 °C in Koks umgewandelt und dann staubförmig aufgemahlen werden.
Erste Ergebnisse überzeugen
Christian Wolfersdorf und Tobias Ginsberg, Projektleiter der Pilotanlage in Niederaußem, sind von dem Ergebnis der ersten Versuche überzeugt: „Die Anlagentechnik hat sich als vielversprechend für den Einsatz im FUREC-Projekt herausgestellt. Wir haben bei unseren Versuchen für die Optimierung der späteren Großanlage eine Menge gelernt und werden diese Erfahrungen nun in die weitere Projektentwicklung einfließen lassen.“
Die Umwandlung von Reststoffen wie Haushaltsabfällen, Klärschlamm oder Industrieabfall in hochwertige Rohstoffe für die Chemie und Treibstoffe für mobile Anwendungen ist das Ziel zahlreicher Entwicklungsaktivitäten bei RWE. Bei der RWE Power ist man in Zusammenarbeit mit der RWE Generation NL der großtechnischen Realisierung dieser Art der Kreislaufwirtschaft nun ein großes Stück näher gekommen.
Auch das Innovationszentrum in Niederaußem selbst profitiert von der neuen Versuchsanlage in besonderer Weise. Der MHF-Torrefizierer ergänzt den bereits in 2021 fertig gestellten Flugstromvergaser. Damit steht RWE eine Anlagentechnik zur Verfügung, die die Entwicklung von erweiterten Recyclingverfahren für eine Kreislaufwirtschaft wesentlich unterstützt. In Zukunft soll hier die Nutzung von unterschiedlichen Reststoffen für die Herstellung von Wasserstoff oder Synthesegas getestet werden.