Besondere Herausforderungen prägten die Umsiedlung der beiden Nachbarorte Inden und Altdorf, die zur Gemeinde Inden (Kreis Düren) gehören: Schon beim Aufschluss des gleichnamigen Tagebaus 1958 und spätestens bei seiner Wiederaufnahme 1981 war absehbar, dass die Braunkohlengewinnung große Teile des Gemeindegebiets in Anspruch nehmen würde. Das begrenzte die Zahl potenzieller Flächen für den gemeinsamen Umsiedlungsstandort. Mehr noch: Mit der Ortschaft Inden war das Zentrum der Gemeinde betroffen, was besondere stadtplanerische Fragestellungen und Chancen auslöste. Darüber hinaus wurde anfangs der, rein bergbaulich betrachtet, einige Jahre später umzusiedelnde Ort Pier in die Vorbereitung dieser Umsiedlung einbezogen.
Probleme wurden gemeistert
Bei einer Abstimmung unter vier Alternativen entschieden sich 41 Prozent der Familien für den außerhalb der Gemeinde liegenden Standort Jüngersdorf in der Nachbargemeinde Langerwehe. 33 Prozent waren für den innergemeindlichen Standort, der zwischen den Ortsteilen Frenz, Lamersdorf und Lucherberg liegt und Teil des neuen Gemeinde-Mittelpunkts werden sollte. Daraufhin wurden 1990 beide Standorte als Ziele der Umsiedlung ausgewiesen – ein bislang einmaliges Novum im Rheinischen Revier. Zwischenzeitlich war die Ortschaft Pier jedoch zugunsten einer eigenen, späteren Umsiedlung aus der Planung ausgeklammert worden. Die doppelgleisige Fahrweise drohte die gemeinsame Umsiedlung zu gefährden. Doch bei der Grundstücksvormerkung wählten über 90 Prozent der Bürger von Inden und Altdorf den Standort Lamersdorf.
Nachhaltig tragfähig
Doch selbst unter den schwierigen Rahmenbedingungen bewährte sich auch an der Inde das Angebot der gemeinsamen Umsiedlung. Dies war im Wesentlichen möglich durch drei von Betroffenen und Beteiligten eingehaltenen Leitlinien: erstens die Überwindung von Einzelinteressen zugunsten der neuen Gemeinschaft; zweitens die Entwicklung gezielter Lösungsangebote für die verschiedenen Betroffenheiten von Eigentümern, Mietern, Gewerbetreibenden und Landwirten; und drittens der offene Umgang aller miteinander. So haben die Umsiedler beispielsweise frühere Einzelorts- und Vereinsinteressen aufgegeben zugunsten der nachhaltigen Bestandskraft ihrer neuen Gemeinschaft. So konnte nicht nur breite Zufriedenheit erreicht werden. Es konnte darüber hinaus ein langfristig tragfähiger neuer Ort mit einem aktiven Gemeinschaftsleben und einem guten Angebot an Geschäften und Dienstleistungen entstehen. Er ist den Umsiedlern wieder Heimat und der ganzen Gemeinde ein attraktiver Anziehungspunkt geworden.